Am 8. Oktober 2010 ist Monsignore Wilhelm Götzendörfer in Würzburg gestorben. Von 1953 bis 1962 war Wilhelm Götzendörfer Kaplan in Sonneberg. Viele ältere Gemeindemitglieder erinnern sich noch an den Kaplan mit dem verschmitzten Blick. Für die Sonneberger Kapläne war es üblich, eine eigene Kaplanschronik zu schreiben.
So hat uns Kaplan Götzendörfer ein Kapitel DDR Geschichte hinterlassen: „Da wurde am Samstag aus dem Beichtstuhl heraus Pfr. Tschöpe verhaftet. Es war der Samstag 1954 vor Qinquagesima (28. Februar). Ich stand gerade um 7 Uhr auf der Kanzel und hielt die Einführung in den Sonntag, anschließend die Komplet. Der Pfarrer verließ den Beichtstuhl und kam nie mehr im Pfarrhaus am. Zunächst wunderten wir uns, dass er nicht erschien, dann wurden wir unruhig bis am späten Abend 3 Mann Kriminalpolizei anrückten zur Hausdurchsuchung. Nacht 0 Uhr ging ich mit der Polizei noch einmal auf die Wache im Volkspolizeikreisamt um den Pfarrer zu sprechen und für den Sonntag die nötigen Dinge zu besprechen. Wir konnten uns nur kurz sprechen und fast nichts miteinander bereden.“ Später wurde der Grund der Verhaftung bekannt. Pfarrer Tschöpe hatte eine christliche Zeitschrift mit dem Namen „Hoffnung“ verteilt. Darin stand ein Artikel über Lenin, der seine tausende Morde an Sowjetbürgern thematisierte, die er zu verantworten habe. Der Pfarrer kam in Untersuchungshaft und das Tauziehen mit dem bischöflichen Ordinariat in Würzburg begann. Im Oktober wurde Pfarrer Tschöpe aus der Haft entlassen. Eine Verurteilung hatte es nie gegeben. Er musste die DDR verlassen und durfte Sonneberg nicht mehr betreten. Solche Ereignisse als auch die Zwangsaussiedlung aus dem Speergebiet werden heute kaum noch mit der DDR in Verbindung gebracht.